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Homeoffice für Alle?

Seit einigen Tagen wird ein geplanter Rechtsanspruch auf das Arbeiten von zu Hause diskutiert. Sind organisatorische und betriebliche Bedingungen gegeben, sollen Beschäftigte Anspruch auf eine bestimmte Anzahl von Tagen im Homeoffice pro Jahr zur Verfügung haben.

Könnte sich womöglich bald das Homeoffice für „Alle“ durchsetzen?

Homeoffice für Alle: Notwendigkeit

Laut einer Umfrage von Statista im August 2020 sprechen sich 64 % der Befragten für einen gesetzlichen Anspruch auf Homeoffice, also das Arbeiten von zu Hause, aus. Dass dies für bestimmte Berufsgruppen schon möglich ist, zeigte der durch COVID-19 verursachte Lockdown im März 2020. Viele Unternehmen schickten ihre MitarbeiterInnen ins Homeoffice um die Ausbreitung des Virus einzudämmen und die Gesundheit der Beschäftigten zu gewährleisten.

Wie in meinem Artikel Homeoffice für kleine und mittelständische Unternehmen bereits dargestellt, habe ich durch meine Tätigkeit im digitalen Sektor glücklicherweise regelmäßig die Möglichkeit, von zu Hause aus arbeiten zu können. Doch war das nicht immer so. Gerade Anfang der 2010er war nach meinen Erfahrungen das Homeoffice noch eine Art – ich würde fast behaupten – Tabuthema.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, als ich für einen meiner Kunden einen internationalen Rollout verantworten durfte. Die IT-Abteilung des Kunden konnte jeden Freitag von zu Hause aus arbeiten. Ich gehörte damals dem Business-Bereich an und von Uns wurde verlangt, dass wir von Montag bis Freitag vor Ort sind. Homeoffice wurde lediglich in Ausnahmefällen vom Kunden genehmigt. Etwas irritiert war ich bei der Aussage eines internen Mitarbeiters der meinte: „Ich mache am Freitag Homeoffice, weil ich meine Winterklamotten aussortieren muss.“.

Hm – wenn dies ein Grund für Homeoffice ist kann ich gut nachvollziehen, dass Arbeitgeber oder Kunden skeptisch sind, wenn MitarbeiterInnen aus dem Homeoffice „arbeiten“ möchten.

Homeoffice für Alle: Worauf kommt es an?

Glücklicherweise stellte sich in letzter Zeit allerdings heraus, dass MitarbeiterInnen im Homeoffice viel effizienter arbeiten können.

Abgesehen von dem eben genannten Beispiel konnte aber auch Ich sehr viele positive Erfahrungen in Sachen Homeoffice sammeln. So habe ich z. B. für mich gemerkt, dass konzeptionelle oder kreative Arbeiten produktiver im Homeoffice zu erledigen sind als in einem Großraumbüro mit 20 MitkollegenInnen, die ständig lautstark telefonieren. Auch Videokonferenzen mit z. B. Indien können mit einer Cloud-basierten Toolunterstützung perfekt von zu Hause aus erledigt, vor- und nachbereitet werden.

Meines Erachtens kommt es beim Arbeiten von zu Hause auf folgendes an:

1) Tagesablauf beibehalten

Du warst sonst auch immer um 8 Uhr im Büro?
Dann stehe so auf, dass Du auch im Homeoffice um 8 Uhr mit der Deiner Arbeit startest!
Mein Wecker klingelt z. B. um 7:30 Uhr. Danach mache ich mir einen fricshen Kaffee und beginne gegen 8 Uhr mit meiner Arbeit.

2) Struktur

Strukturiere und plane Deine Tätigkeiten, die Du an einem Tag erledigen möchtest. Wende z. B. das Eisenhower-Prinzip an!
– Welche Tätigkeiten sind wichtig und müssen sofort erledigt werden?
– Welche Tätigkeiten können mit der Bearbeitung noch etwas warten?
– Gibt es evtl. Tätigkeiten, die Du an einen Deiner KollegenInnen übergeben kannst?

3) Bewegung + frische Luft

Ich kenne es nur zu gut von mir selbst: Du hast Dich in ein Thema verbissen, bist voll fokussiert, möchtest die Aufgabe unbedingt zeitnahe fertigstellen und sitzt jetzt schon seit über drei Stunden ohne Unterbrechung vor dem Rechner. Falscher Ansatz!
Die besten Ideen kommen mir z. B. bei der Bewegung an der frischen Luft. Ich bin z. B. dazu übergegangen, dass ich zwischendurch mal Liegesützen und SitUps mache. Einfach, um mich etwas zu bewegen, um meinen Kopf frei zu bekommen und um dann wieder kreativ sein zu können.

My two cents

Manche Dienstleistungen können schlichtweg nur vor Ort erbracht werden. So ist es dem Chirurg nicht möglich, von zu Hause aus Operationen durchzuführen. Auch eine Erzieherin kann aus dem Homeoffice heraus eher schlecht Kinder umsorgen.

Allerdings sehe ich einen solchen Rechtsanspruch als Diskussionsgrundlage und gleichzeitig als Ansporn, sich ernsthaft Gedanken darüber zu machen, welchen Berufsgruppen das Arbeiten von zu Hause aus noch ermöglicht werden kann und sinnvoll ist.

Könnte nicht auch der Chirurg administrative Tätigkeiten von zu Hause ausführen? Bestimmt könnte auch die Erzieherin Arbeitspläne oder Arbeitskonzepte von zu Hause aus verfassen?

Ich für meinen Teil bin sehr gespannt, wie sich dieses Thema weiter entwickelt.

Quellenangabe:
https://de.statista.com/themen/6093/homeoffice/, abgerufen am 07.10.2020
https://publish.twitter.com/?query=https%3A%2F%2Ftwitter.com%2Fhubertus_heil%2Fstatus%2F1313341892692709382&widget=Tweet, abgerufen am 07.10.2020
https://www.zdf.de/nachrichten/politik/corona-heil-home-office-100.html, abgerufen am 07.10.2020